Mode-Apps – Spielerei oder echter Mehrwert?

Welche Frau steht morgens nicht ratlos vor dem Kleiderschrank und überlegt, was sie anziehen soll?  Oder träumt von einem persönlichen Stylisten, der ihr im Handumdrehen ein passendes Outfit zusammenstellt? Und welche Frau verliert nicht mal den Überblick über all ihre modischen Errungenschaften? Dank mobilen Kleiderschrank-Apps gehören solche Probleme nun der Vergangenheit an. Mit Apps wie MeinKleiderschrank oder StylishGirl lässt sich der Inhalt des Kleiderschrankes abfotografieren, sortieren und für jeden Tag ein neues Lieblingsoutfits zusammenstellen.

Viele Mode-Marken mit eigener App

Daneben gibt es mittlerweile eine Vielzahl von weiteren Mode-Apps, die das Fashionista-Herz höherschlagen lassen. Dazu gehören Mobile Shopping-Apps von Webseiten wie mytheresa.com oder yoox.com, die ihren Online-Store auch unterwegs anbieten wollen. Oder reine Mode-Magazine, wie die App Style.com. Zudem haben auch viele Modemarken die Vorteile einer mobilen App für sich entdeckt. So stärken Marken-Apps die Kundenbindung und  laden die Marke neu auf, locken den Kunden in den stationären Handel und können helfen, den Abverkauf anzukurbeln.

Ein Beispiel hierfür ist die App des Modehauses H&M. Über einen integrierten Shop kann das aktuelle Sortiment von unterwegs durchsucht und auch gleich bestellt werden. Neue Errungenschaften können über eine Social Media-Schnittstelle sofort mit Familie und Freunden geteilt werden. Zudem informiert die App über aktuelle Trends und zeigt dem Nutzer alle H&M-Filialen in der näheren Umgebung an.

Oftmals nur kopierte Funktionen der Website

Trotz dieses reichhaltigen Funktionsumfangs stellt sich bei vielen Mode-Apps immer noch die Frage nach dem Mehrwert für den Konsumenten. So bietet die App der Mode-Marke Chanel neben Runway-Videos, Backstage-Infos, einem Storefinder und Neuigkeiten rund ums Modehaus keinen weiteren nennenswerten Service an. Einen In-App Store sucht man vergebens. Und die vorgestellten Funktionen finden sich zudem alle auf der offiziellen Webseite. Das gleiche gilt für die H&M-App. Zwar bietet die Highstreet-Marke ihren Kunden im Gegensatz zu Chanel einen mobilen Shop, dennoch sind auch hier fast alle Funktionen mit der H&M-Webseite identisch.

Eigenschaften des mobilen Kanals stärker ausnutzen

Anstatt die Eigenschaften des mobilen Kanals auszunutzen, bieten somit viele Mode-Marken eher eine mobile Kopie ihrer Website an. Und dabei kann doch gerade der Einsatz von Augmented Reality, Barcodescans oder GPS-Daten einen vollkommen neuen Mehrwert und damit ein anderes Marken-Erlebnis für den Konsumenten schaffen. Ein positives Beispiel ist hier die Marke Tiffany, die anstatt einer Kopie ihrer Webseite eine App speziell für Verlobungsringe anbietet. Neben einer Übersicht über das aktuelle Sortiment überzeugt die App vor allem mit der virtuellen Anprobe. Darüber hinaus verfügt die App über einen integrierten Größenmesser, mit dem man die passende Ringgröße durch Platzieren eines eigenen Ringes auf dem Smartphone-Display bestimmen kann.

Mode-Apps als Shopping-Begleiter

Um den Mehrwert zu erhöhen, sollten Mode-Apps stärker als Verbindungsglied zwischen stationärem Handel und Online-Store eingesetzt werden. Zum Beispiel ließe sich mit einem in der App integrierten Barcode-Scanner der Shopping-Trip um ein Vielfaches erleichtern. Für den Fall dass die Jeans in der gewünschten Größe nicht mehr vorhanden ist, könnte die Verfügbarkeit mit einem Scan schnell im Online-Store überprüft werden. Gleichzeitig könnte die App passende Outfits zur Jeans vorschlagen und den Nutzer bei Interesse zum entsprechenden Kleidungsstück  im Laden navigieren.

Eine weitere Idee wäre, die anfangs erwähnte Kleiderschrank-Funktion auch bei Marken-Apps zu integrieren.  Anstatt das Kleidungsstück umständlich zu fotografieren, könnte es über einen kurzen Barcode-Scan im virtuellen Kleiderschrank platziert werden. Und beim Shopping könnte die App automatisch passende Kombinationen aus dem gescannten Kleidungsstück in der Filiale und dem eigenen Kleiderschrank vorschlagen.

Somit handelt es sich bei den meisten Mode-Apps nicht um reine Spielereien, allerdings ließe sich der Mehrwert noch um ein Vielfaches erhöhen. In Zukunft sollten Apps stärker in den Shopping-Prozess integriert werden, um so das  Einkaufserlebnis für den Konsumenten noch einfacher und angenehmer zu gestalten. (JH)

Quellen:
http://www.vogue.de/mode/mode-news/handy-mode-apps#galerie/11
http://www.24android.com/de/apps/die-besten-apps/beste-mode-apps-android-makeup/
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/mode/mode-und-lifestyle-apps-wer-schoen-sein-will-muss-laden-12146614.html
https://itunes.apple.com/de/app/h-m/id589351740?mt=8

Spieglein, Spieglein an der Wand – welches ist das richtige Gewand?

 Der Spiegel der Zukunft als virtuelle Umkleidekabine

Eine der müsigsten Seiten des Einkaufens ist das Anprobieren der ausgesuchten Stücke. An dieser Stelle fängt der vorherige Shoppingspaß an Arbeit zu werden. Die Frage ob das Wunschstück es wirklich wert ist, sich in der Schlange vor den Kabinen anzustellen, sich umzuziehen, um nach einem kurzen Blick in den Spiegel feststellen zu müssen, dass es sich nicht gelohnt hat, drängt sich unweigerlich auf.
In Zukunft könnte all dies passé sei. Die Lösung sind Spiegel, die uns wie im Märchen die Zukunft vorherhersagen und als eine Art virtuelle Umkleidekabine den realen Akt des Umziehens ersparen.

 

Praxiseinsatz

Modelle und erste punktuelle Einsätze hierfür gibt es bereits. Die Techniken sind unterschiedlich, die Idee bleibt die Gleiche. Auf die Aufnahme des Körpers der Kunden werden Kleidungsstuecke projiziert, die diese in Sekundenschnelle wechseln können. Je nach System erfolgt die Aufnahme dabei mittels eines fixen Fotos oder Live Videoaufnahme.

Eines dieser Modelle ist der so genannte Magic Mirror, der bereits im Praxiseinsatz ist. Es handelt sich dabei um eine Art großen Fernsehscreen, der mittels Augmented Reality und eingebauten Bewegungssensoren Echtzeitaufnahmen der Kunden wiedergibt. Auf diese werden Bilder der verfügbaren Artikel des Stores projiziert, die vorher selektiert werden können. Gefällt man sich in einem der Outfits oder braucht eine zweite Meinung, wird einfach ein Foto aufgenommen und via E mail oder sozialen Netzwerken verschickt. So wird auch der Aspekt des Social Shoppings berücksichtigt.

 

Magic Mirror Einsatz im Trafford Center

 

Eine andere Variante hat es schon in die Läden des Fashion Retailers Topshop geschafft. AR Door haben mit der Technik von Microsoft Kinect und Augmented Reality ebenfalls eine virtuelle Umkleidekabine geschaffen, in der 3D Modelle der Kleidungsstücke anprobiert werden können. Auf den ersten Blick scheint diese Version bessere Ergebnisse zu liefern, da die Kleidung der Bewegung des Probanten folgt und nicht wie beim Magic Mirror, die Person sich entsprechend dem Kleidungsstück positionieren muss.

Kinect Fitting Room bei Topshop

 

Alltagstauglichkeit

Auch wenn keines der aufgezeigten Systeme qualitativ hochwertige Ergebnisse liefern kann, die den Gang in die Kabine tatsächlich ueberflüssig machen, könnte ein ergänzender Einsatz sicher Mehrwerte liefern. Schließlich lassen sich hier in wenigen Sekunden verschiedenste Modelle anprobieren, für die der Kunde sich vermutlich sonst nicht die Zeit nehmen würde. Dadurch lassen sich erste Schubladen befüllen à la ”Steht mir überhaupt nicht” oder ”würde sich lohnen einmal hinein zu schlüpfen”. Für einen ersten Eindruck und die Gewinnung eines Überblickes der Kollektion eignen sich die virtuellen Umkleidekabinen auf jeden Fall. Auch der Spassfaktor und nicht zuletzt die Social Shopping Add ons machen einen Einsatz lohnenswert.

In Zukunft könnten ausgereiftere Systeme, bestenfalls in Verbindung mit angebbaren Körpermassen, eine echte Alternative zur konventionellen Umkleidekabine sein. Die Zielgruppe wird sich dabei vermutlich sehr in die der vorwiegend weiblichen Kundschaft aufteilen, die es als Chance sieht eine möglichst grosse Anzahl an Outfits in kurzer Zeit vortesten zu können, ohne mit je 4-5 Teilen immer wieder hinein und aus der Kabine zu huschen zu muessen, und in diejenigen, fuer die Einkaufen mehr Pflicht als Kuer ist. Diese Gruppe sieht den Vorteil in der Aufwandsersparnis und einem extrem effizienten Shoppingerlebnisses.
Kombiniert mit interaktiven Elementen des Social Shoppings und einer sofortigen Kauf- und Bezahlmöglichkeit könnte der Spiegel als virtuelle Umkleidekabine eines Future Stores 3.0 zum Must-Have werden. (MA)

Quellen:

pimentovision (2012): Trafford Centre TV Magic Mirror
ARDOORMoscow (2011): Kinect Fitting Room for Topshop

Mobile Zukunft: Das Fashion-Car?

Mobiles Shopping ist einer der wichtigen Eckpfeiler aktueller und zukünftiger Verkaufsstrategien. Mit entsprechenden Apps ist es heute bereits möglich, unterwegs zu shoppen oder direkt mittels QR Code das gewünschte Produkt zu kaufen.

Zalando stellt Fashion Car vor

Auch Kunden des Fashion eCommerce Anbieters Zalando können heute bereits unterwegs einkaufen. In Zukunft wird das Maß an Mobilität allerdings noch zunehmen. Auch aus dem Auto heraus soll bestellt werden können und das ganz ohne Katalog oder Surfen im Online Shop.

Wie eine Umsetzung aussehen kann, hat Zalando Anfang März auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt:


Quelle: Zalando TV

Zukunftstrend oder unnütze Innovation?

Auch wenn das „shoppende Auto“ etwas nach belebten Kindheitserinnerungen à la Knight Rider anmutet,  ist diese Vision rein technisch bereits umsetzbar. Bei der Produkterkennung helfen eine iPad Kamera und eine speziell entwickelte Augmented Reality Anwendung. Der Postbote findet via GPS den aktuellen Standpunkt des Wagens, um die Lieferung zuzustellen und der zalando-typischen Schrei kann schließlich mittels Hupe selbst ausgelöst werden.

Für Zalando ist dies die Vision von mobilem Shopping in fünf Jahren. Laut Chief Marketing Officer Christian Meermann geht es dabei vor allem darum, das perfekte Shopping-Erlebnis zu kreieren. Mit dem Fashion Car glaubt man den Bedürfnissen der Kunden von morgen zu entsprechen, indem die spielerische Leichtigkeit des Online Shoppings ohne großen zeitlichen Aufwand in den Alltag integriert wird.

Ob sich zukünftig allerdings Passanten die Zeit nehmen werden, solange vor dem Auto zu posieren, bis dieses die notwendigen Erkennungsmerkmale aufgenommen hat, um ein Ergebnis präsentieren zu können, ist jedoch fraglich. Ebenso wird es vermutlich viele enttäuschte Fahrer geben, die das gescannte Outfit nicht im Zalando Shop finden können, da es nicht im Markenportfolio oder gar aus der Vorsaison ist. Zudem dürfte das Scannen von vorbeieilenden Passanten selbst für geübte Fahrer eine große Herausforderung darstellen, sofern das Fashion Car nicht in erster Reihe vor dem Zebrastreifen in der Fußgängerzone hält.

Potenzial hat allerdings die Idee der mobilen Artikelerkennung mit direkter Verbindung zu einem entsprechenden Online Shop, der das Produkt auch tatsächlich führt. Umsetzbar ist dies realistischer bei potenziellen Kunden, die zu Fuß unterwegs sind und im Café am Tisch nebenan oder in der U-Bahn ein „Must-have“ erblicken und somit auch die Gelegenheit haben, es in Ruhe zu scannen. Die Trendsetter der Stadt werden sich dann in Zukunft zwar wie von Paparazzi verfolgt fühlen, wenn x Mal täglich ein Smartphone auf sie gerichtet wird, den Kunden und Kundinnen könnte es aber zu einem „Schrei vor Glück“ verhelfen – mit oder ohne Zalando.

Mehr inetressante Insights über mobile Trends im Fashion Commerce sind in der Future Store Studie nachzulesen. (MA)

Quellen:
Bay (2013): Zalandos sinnloses Modemobil
Schobelt (2013): Mit Schrei Hupe: Zalando enthüllt Fashion Concept Car
Schobelt (2013): Zalando zeigt eigenes Fashion Concept Car beim Automobil-Salon
Presseportal.de (2013): Zalando präsentiert sein erstes Fashion Concept Car in Genf
Zalando TV (2013): Zalando Fashion Car