Spieglein, Spieglein an der Wand – welches ist das richtige Gewand?

 Der Spiegel der Zukunft als virtuelle Umkleidekabine

Eine der müsigsten Seiten des Einkaufens ist das Anprobieren der ausgesuchten Stücke. An dieser Stelle fängt der vorherige Shoppingspaß an Arbeit zu werden. Die Frage ob das Wunschstück es wirklich wert ist, sich in der Schlange vor den Kabinen anzustellen, sich umzuziehen, um nach einem kurzen Blick in den Spiegel feststellen zu müssen, dass es sich nicht gelohnt hat, drängt sich unweigerlich auf.
In Zukunft könnte all dies passé sei. Die Lösung sind Spiegel, die uns wie im Märchen die Zukunft vorherhersagen und als eine Art virtuelle Umkleidekabine den realen Akt des Umziehens ersparen.

 

Praxiseinsatz

Modelle und erste punktuelle Einsätze hierfür gibt es bereits. Die Techniken sind unterschiedlich, die Idee bleibt die Gleiche. Auf die Aufnahme des Körpers der Kunden werden Kleidungsstuecke projiziert, die diese in Sekundenschnelle wechseln können. Je nach System erfolgt die Aufnahme dabei mittels eines fixen Fotos oder Live Videoaufnahme.

Eines dieser Modelle ist der so genannte Magic Mirror, der bereits im Praxiseinsatz ist. Es handelt sich dabei um eine Art großen Fernsehscreen, der mittels Augmented Reality und eingebauten Bewegungssensoren Echtzeitaufnahmen der Kunden wiedergibt. Auf diese werden Bilder der verfügbaren Artikel des Stores projiziert, die vorher selektiert werden können. Gefällt man sich in einem der Outfits oder braucht eine zweite Meinung, wird einfach ein Foto aufgenommen und via E mail oder sozialen Netzwerken verschickt. So wird auch der Aspekt des Social Shoppings berücksichtigt.

 

Magic Mirror Einsatz im Trafford Center

 

Eine andere Variante hat es schon in die Läden des Fashion Retailers Topshop geschafft. AR Door haben mit der Technik von Microsoft Kinect und Augmented Reality ebenfalls eine virtuelle Umkleidekabine geschaffen, in der 3D Modelle der Kleidungsstücke anprobiert werden können. Auf den ersten Blick scheint diese Version bessere Ergebnisse zu liefern, da die Kleidung der Bewegung des Probanten folgt und nicht wie beim Magic Mirror, die Person sich entsprechend dem Kleidungsstück positionieren muss.

Kinect Fitting Room bei Topshop

 

Alltagstauglichkeit

Auch wenn keines der aufgezeigten Systeme qualitativ hochwertige Ergebnisse liefern kann, die den Gang in die Kabine tatsächlich ueberflüssig machen, könnte ein ergänzender Einsatz sicher Mehrwerte liefern. Schließlich lassen sich hier in wenigen Sekunden verschiedenste Modelle anprobieren, für die der Kunde sich vermutlich sonst nicht die Zeit nehmen würde. Dadurch lassen sich erste Schubladen befüllen à la ”Steht mir überhaupt nicht” oder ”würde sich lohnen einmal hinein zu schlüpfen”. Für einen ersten Eindruck und die Gewinnung eines Überblickes der Kollektion eignen sich die virtuellen Umkleidekabinen auf jeden Fall. Auch der Spassfaktor und nicht zuletzt die Social Shopping Add ons machen einen Einsatz lohnenswert.

In Zukunft könnten ausgereiftere Systeme, bestenfalls in Verbindung mit angebbaren Körpermassen, eine echte Alternative zur konventionellen Umkleidekabine sein. Die Zielgruppe wird sich dabei vermutlich sehr in die der vorwiegend weiblichen Kundschaft aufteilen, die es als Chance sieht eine möglichst grosse Anzahl an Outfits in kurzer Zeit vortesten zu können, ohne mit je 4-5 Teilen immer wieder hinein und aus der Kabine zu huschen zu muessen, und in diejenigen, fuer die Einkaufen mehr Pflicht als Kuer ist. Diese Gruppe sieht den Vorteil in der Aufwandsersparnis und einem extrem effizienten Shoppingerlebnisses.
Kombiniert mit interaktiven Elementen des Social Shoppings und einer sofortigen Kauf- und Bezahlmöglichkeit könnte der Spiegel als virtuelle Umkleidekabine eines Future Stores 3.0 zum Must-Have werden. (MA)

Quellen:

pimentovision (2012): Trafford Centre TV Magic Mirror
ARDOORMoscow (2011): Kinect Fitting Room for Topshop